Personal Branding in der Geschichte
Als ehemalige Kunsthistorikerin, Romanistin und nun strategische Kommunikations-Beraterin ist der neue Trend natürlich kein „neuer“ Trend. Wir beobachten ihn schon seit der Antike von Epoche zu Epoche wiederkehrend.
Er ist eine altbekannte und bewährte Praktik der Kommunikation und Iszenierung. Aktuell wird diese gängige Kommunikations-Praktik von zeitgenössischen PR-Gurus zur Wiedervermarktung alter Ansätze absolut gehyped.
Um jedoch in das Thema des Personal Brandings einzutauchen, beginne ich in einem, uns nicht so unähnlichen Zeitalter, der Renaissance.
Foto Renaissance vs. oggi by cottonbro – pexels.com/@cottonbro
Warum die Renaissance? Sie war eine Epoche, geprägt von wirtschaftlichem Reichtum, aufstrebenden Gelehrten, Wissenschaftlern, Künstlern & Emporkömmlingen. Sie stand für neues Denken, weniger limitierte Weltanschauung, Selbstoptimierung, Ausschweifungen und sie war gebeutelt von einer Jahrhundert-Epidemie.
Personal Branding – die neue Eitelkeit in der Renaissance
Als „Neue Eitelkeit“ (ital. nouva vanità) bezeichnete man in den Anfängen der aufkommenden Renaissance in Europa einen Trend, bildlich der Vergänglichkeit zu entkommen und sich selbst für immer zu verewigen. Erstmals wollten und durften sich gesellschaftliche und wirtschaftliche Führungspersönlichkeiten selbst und ihre Erscheinung in Porträt-Bildern unsterblich machen.
Erstmals nach der glorreichen Antike kreierte man nun für die zeitgenössische Bevölkerung und auch die Nachwelt Menschen als Marken-Botschafter oder im heutigen Wording, das Personal Branding von wirklich wichtigen, vermeintlich bedeutsamen oder eben auch nur wohlhabenden Personen in Bild und Schrift, was aufgrund des damaligen Analphabetismus aber hauptsächlich über Gemälde geschah.
Das Personal Branding funktionierte damals schon genau so bei sehr erfolgreichen oder weniger begabten Mitgliedern aufstrebender Familien, wie heute bei Influencern aller Entertainment- und Lifestyle-Kanäle alla Youtube, Facebook, Instagram oder Tiktok. Es wurden damals wie heute hier und da Makel weggelassen, vermeintlich wichtige Dinge hervorgehoben und vor allem sehr viel „optimiert“.
Man saß oder stand damals in seiner Festtagsrobe umsäumt von Insignien. Das waren bedeutende Abzeichen, Bücher, Waffen oder eben sehr teure Luxusgüter wie beispielsweise Blumen oder Weintrauben. Eben alles Wichtige für ein Personal Branding. Man zeigte in den Bildern und Porträts all seine Erfolge oder Errungenschaften, die vor allem das Amt, die Macht, die Überlegenheit und eine Stärke zeigten, die für immer festgehalten werden sollten.
Die neue Eitelkeit heute
Um die Brücke zur heutigen Zeit zu schlagen und die einstigen Bilder auf unsere heutige Gesellschaft zu übertragen, identifiziere ich 2 Hauptgruppen. Zum einen alle Influencer aus Lifestyle, Sport, Wirtschaft, etc. mit all ihren Foto-Filtern, Beauty-Optimierungen, teuren Sneakers oder Handtaschen und vor allem ihren (oder geliehenen) Statussymbolen wie kostspieligen Autos, Urlauben oder Häusern.
Eine relativ kleine Gruppe bezeichnet sich selbst als neue „Business-Influencer“. Leicht zu erkennen sind diese, vornehmlich im Startup-Universum auftretenden Persönlichkeiten. An ihren kreativen, selbst kreierten Jobtitel alla „Tech Evangelist“, „Prozessmagier“, „Chief Relax Officer“, „Director of First Impressions“, usw., um einer Ikone wie Guy Kawasaki oder Elon Mask, dem „Technoking of Tesla“, nachzueifern.
Die zweite Gruppe sind alle wirklich genialen, aufstrebenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur.
Teil 2
Personal Branding und die Psychologie dahinter – Selbstbild, Fremdbild, Identität
Glauben wir Sigmund Freud, Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir oder Albert Camus, dann …. Zum Artikel – Teil 2
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